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Die Schrazellöcher

Schon 1577 taucht der Begriff „Erdstall" (Erdstätte) erstmals in Niederösterreich auf. Bezeichnet wurden damit künstliche Höhlen und Gangsysteme, die nach Plan und Maß angelegt sind. Kennzeichnend sind die Konstruktion, das System und die weitergehende Übereinstimmung von vielen in Mitteleuropa vorkommenden Anlagen dieser Art. Bis zum heutigen Tag ist aber weder die Entstehungszeit und auch ihre Funktion nicht eindeutig geklärt. Ausnahmslos bestehen die unterirdischen Anlagen aus einer Vielzahl von Gängen und Kammern. Die Hauptgänge sind sehr schmal und viele Seitengänge zweigen davon ab. Man hat den Eindruck eines „Labyrinths".
Verbunden sind die Gänge häufig mit nur 40 bis 50 cm großen Schlupflöchern. Das Durchsteigen größerer Schächte, die in obere Stockwerke und Kammern führen, wird oft durch Trittmulden erleichtert. Vom Boden bis zum Scheitel des Gewölbes entspricht die Bearbeitung ältesten Bergbauregeln. In den Gangwänden findet man faustgroße, rußgeschwärzte Nischen, die als Lichtnischen gedeutet werden könnten. Sie sind nach festen Regeln angeordnet. Die teilweise spitzbogenförmigen Kammern haben oft eine Höhe bis zu 1,6 Meter, eine Breite bis 1,5 Meter und eine Tiefe bis zu 3 Meter. Sie sind häufig mit sitz- oder liegeplatzähnlichen Einschnitten ausgestattet.
Die meisten Erdställe stehen in Verbindung mit Siedlungsverhältnissen und sie sind oft an Siedlungsplätze deren Ortsnamen- ing. beinhaltet, gebunden. Über den Sinn und Zweck und die Zeit der Errichtung herrschen seit vielen Jahren die widersprüchlichsten Auffassungen. Die Meinungen reichen von „mittelalterlichen Zufluchtsort" über Vorratslager, Verstecke bis hin zu heidnischen Kultstätten. Genau geklärt ist diese Frage bis heute nicht. Die ersten Untersuchungen der Schrazelhöhlen an der Rabmühle unternahmen Felix Pentner, Alois Keil und dessen Tochter. Sie wagten sich bei Kerzenschein bis ca. 25 Meter in dem 2 Meter hohen und knapp 1 Meter breiten Gang vor. Am nächsten Tag, dann schon besser ausgerüstet, erkundete man weiter und stieß auf ein weit verzweigtes Gangsystem. Man fand 50 cm große Gangverbindungen und Durchgänge. Man fand einen ganzen und einen halben Mahlstein. Beide hatten nur einen geringen Durchmesser und waren stark abgewetzt. Auch eine Feuerstätte glaubte man gefunden zu haben. Gangwände und Decken waren zum Teil vom Rauch sehr stark geschwärzt. Endgültig konnten aber die Erkundungen nicht sein. Der einbrechende Krieg ließ keine Zeit dazu. Um Vandalismus vorzubeugen verschüttete man zunächst den Eingang wieder. Erst viel später, nach dem 2. Weltkrieg besann man sich auf die Schrazelhöhlen und untersuchte sie genauer. Sie stehen heute unter Denkmalschutz. Der bekannteste Erdstallforscher in unserem Raum war sicherlich Karl Schwarzfischer.